Was löst ein plötzliches Verschwinden von etwas lange dagewesenem in uns aus? Was bleibt von einem Baum, der vielen Generationen Begleiter und Nahrungsgeber war? der über jahrhunderte Menschen an der Strasse im vorbeigehen – einer Ikone gleich – mit seinen kräftigen ausladenden Ästen grüsste und den Umraum würdevoll in seiner Kirchturmhöhe und seinem riesengrossen Blütenblattwerk erfüllte, beseelte und schmückte? Was bleibt von diesem jahrhunderte alten, geschichts- und kulturträchtigen Baum, wenn er über Nacht dem ‹Feuerbrand› zum Opfer fällt und urplötzlich bis zum Wurzelstock abgetragen und eingeäschert werden muss?
Schockgefühle, Trauer, Achtsamkeit, Respekt lähmen den Gedanken, das schon ewig dagewesene fotografisch festhalten zu wollen und damit das plötzliche verschwinden aufzuhalten.
Die Herausforderung war einzig ‹etwas› von dem Jahrhundertwerk aufzubewahren und der kommenden Zeit zu überlassen; einem Baumring gleich, oberhalb des Wurzelstockes, ein stück des Stammes von zirka 50 cm Höhe abzutrennen und danach, an der Aussenwand meines Ateliers angelehnt, den klimatischen Verhältnissen auszusetzen und Zeit zu geben. Die Herausforderung bei diesem Projekt ist nicht, die Vorgänge des flüchtigen Lebens zeichnend, malend, fotografisch festzuhalten, sichtbar zu machen, sondern: Zeit zu haben und dem Stückwerk Zeit zu geben.
Sieben Jahre Zeit und eine aschfarbene Patina überzieht die unterschiedlichen Objekte und erweckt die Vorstellung, die Zeit selbst hat die Herausforderung erfüllt: ‹Kunst sichtbar machen›.
Dokumentation